Archäologischer Wanderweg, ca 12 - 14 km Gehzeit 3 - 3,5 Std, zur Karte der Gemeinde Neunkirchen/ S
Am Waldende geht man am
Wasserhochbehälter des Ortes
Speikern vorbei und genießt den
herrlichen Ausblick bis in den
südlichen Teil
des Landkreises.
Hier findet man zwei
rekonstruierte Grabhügel aus der
Hallstattzeit, ein geschlossenes
und ein offenes Grab, wie sie unweit von hier in der Sandgrube
zwischen Speikern und Rollhofen
gefunden wurden.
Bald tauchen wir wieder in einen Wald ein und erreichen die gut ausgebaute Forststraße. Anfangs nur leicht ansteigend, müssen wir ein kurzes steileres Zwischenstück hinauf auf die Hochfläche schaffen. Der Weg scheint plötzlich zu enden, wir wenden uns nach links, um nach rund 200 m schnurgerader Strecke unmittelbar vor dem 1 000 jährigen Festungswall „Hintere Röd" zu stehen.
Wir gehen auf der geradlinigen Strecke zurück und weiter geradeaus. Unter uns können wir Leuzenberg erahnen. Auf einem waldfreien Bergsattel überqueren wir den alten Ortsverbindungsweg Kersbach/Weißenbach nach Leuzenberg. Weiter bergauf benutzen wir ein kurzes Stück einen mittelalterlichen Straßenzug. Hier öffnen sich am Steilhang die Erdschichten, eine Informationstafel führt in die Geologie ein.
Nach einer Haarnadelkurve in dem kurzen Wegstück, das wieder an die Steilkante führt, wird die Teerstraße Weißenbach - Oberkrumbach überquert und die freie Albhochfläche in einem weiten Bogen erreicht. Nochmals müssen wir die Richtung ändern und wir haben wieder einen Höhenunterschied von rund 100 Metern überwunden; nun ist der zerzauste, sturmgeschädigte Wald mit dem Grabhügelfeld „Weidenschlag" erreicht. Das letzte Stück des Weges, auf dem wir gekommen sind, gehen wir wieder zurück, dann leicht bergab in den Wald. Wieder an einem Hang entlang, führt der Weg nach einigen hundert Metern nach einer scharfen Linkskurve durch ein Felsengewirr steil bergwärts zum Felsmassiv des Glatzensteins. Wir kommen zuvor noch an einem mittelalterlichen Kalkofen vorbei (mit Hinweistafel). Das Bergmassiv besteht aus Jurakalk, der durch Anhebung der Erdkruste aus dem Urmeer, das hier vorhanden war, auftauchte. Unterhalb des Aussichtsfelsens Glatzenstein befindet sich die bereits in vorgeschichtlicher Zeit genutzte Höhle.
Von der Aussichtsplattform genießt man einen prachtvollen Ausblick, der die Mühsal des Aufstieges vergessen läßt. Nun geht es ziemlich steil abwärts nach Weißenbach (in der Wirtschaft „Zum Glatzenstein" findet man eine Vitrine mit vorgeschichtlichen Funden) und weiter abwärts nach Kersbach. Das letzte Stück zum Ausgangspunkt „Schallerholz" führt uns ein Stück der Teerstraße in Richtung Speikern bis fast zum Ende des Ortes. Wir biegen scharf nach links und sehen kurz vor einer großen Maschinenhalle alte landwirtschaftliche Geräte ausgestellt, ehe uns wieder nach rechts wenden. An Äckern vorbei und ein kurzes Stück durch den Wald und der Ausgangspunkt ist wieder erreicht.
Literatur: Neunkichener Geschichtsheft Nr. 2 " Der Archäologische Wanderweg " Preis 5,50 € Erhältlich bei: Franz Semlinger
Der
Archäologischer Wanderweg
der Gemeinde Neunkirchen am
Sand ist einer der meistgegangenen Spazierweg im Nürnberger Land. Er zieht
Besucherscharen unter anderem aus Nürnberger Betreiben, Behörden und Schulen an.
Der Umfang der Informationen wurde durch das Anbringen zweier weiterer Tafeln
erweitert. Am Wasserhochbehälter des Ortes Speikern findet man ein
Grabhügelmodell mit einer umgebenen Steinsetzung und ein weiteres Modell einer
Grabkammer aus der Hallstattzeit. Eine Informationstafel gibt nun Auskunft über
Grabhügel jener Kulturepoche, die sich in der Grabhügelgruppe im Schallerholz
präsentiert.
Grabhügel, wie sie in der Nähe von Speikern, Kersbach und Rollhofen gefunden
wurden, sind in den meisten Fällen der "Hallstattzeit" (750 - 500 v. Chr.)
zuzuordnen. Der namensgebende Ort liegt in Österreich. Am Anfang dieser
Kulturepoche kannte man sowohl die Brand- als auch die Körperbestattung. Die oft
riesigen Stein- und Erdmengen, die für den Bau dieser Hügel notwendig waren,
lassen auf eine große Zahl von Untertanen wichtiger und einflussreicher Frauen
und Männer schließen. Einfache Leute wurden unter kleineren Hügeln bestattet
oder in Erdgruben ohne Hügelaufschüttung beigesetzt. In den meisten Fällen waren
die Grabhügel mit einem Steinkreis oder mit eine, flachen Graben umschlossen.
Ein so umfriedetes Grab galt als heiliger Bezirk.
Die Grabkammer im Hügelinnern bestand aus einem Holzeinbau, der als "Haus des
Toten" anzusehen ist. Zur Stabilisierung war dieses mit Baumstämmen überdacht
und in vielen Fällen ganz mit Steinen ummantelt. Der Tote ruhte inmitten von
Ausrüstungsgegenständen (Grabbeigaben) für ein Leben im Jenseits, meist in einer
Lage, die auf die Verehrung der Sonne hinweist. Über und neben den Grabkammern
oder sogar neben den Hügeln können Nachbestattungen vorkommen. Auch Brandgräber
wie sie in der vorangegangenen Urnenfelderzeit (1250 -750 v. Ch.) üblich waren,
werden in der Hallstattzeit noch immer angelegt. Mitunter kennzeichnete die
Stelle ein aufrecht gestellter Stein.
Die Toten wurden in ihrer Kleidung beigesetzt. Zur Ausstattung der Frauengräber
gehörten neben den üblichen Gefäßen Gegenstände, die in einem technisch
aufwendigen und komplizierten Verfahren hergestellt wurden: Fibeln,
Gürtelschnallen, Arm- und Fußringe, Messer...
Die Männer erhielten hin und wieder Waffen und Pferdezaumzeug in die Grabkammer
gelegt. Ganze Pferdegespanne mit einem dazugehörigen Wagen sind als Grabbeigaben
jedoch selten. Die gleichzeitige Ausbreitung einer neuen Religion wie die
Einführung einer neuen Pferderasse beeinflussen die Entwicklung einer
veränderten Gesellschaft. Das "Speikerner Reiterlein", rund 1800 m südwestlich
von hier gefunden, ist gewissermaßen ein Symbol der hier ansässigen
Völkerschaften, die später von den Römern "Kelten" genannt werden.
Die Keramik dieser Epoche hebt sich wegen ihrer Farbigkeit von der Keramik
anderer vorgeschichtlichen Epochen wohltuend ab. Sie ist oft kunstvoll mit
Ritzlinien, Stempelaufdrucken oder einer zusätzlichen Bemalung verziert. Das
Vorkommen von Importkeramiken weist auf weitreichende Handelsbeziehungen bis in
den Mittelmeerraum hin; diese lassen aus heutiger Sicht kulturelles und
wirtschaftliches Geschehen wie landschaftlich differenzierte Modeströmungen in
Kleidung und Hausrat innerhalb unseres Gebietes erkennen. Überraschend ist auch,
dass dieses hier ansässige Volk vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot
(485 bis 425 v. Chr.) bereits erwähnt wird.
Bevor man von der Nordseite durch ein Felsengewirr steil bergwärts zum
Felsmassiv des Glatzensteins kommt, findet man auf halber Höhe zur Hochfläche
links des Weges ein in den Hang hineingebautes ringförmiges Mauerwerk: die
Fundamente eines bäuerlichen Kalkofens. Auch hier gibt eine weitere
Informationstafel Hinweise.
Hier handelt es sich um einen sogenannten Kuppelofen zum Brennen von Kalk, dem
Vorläufer von Zement. Sein Fundament wurde aus praktischen gründen in den
Berghang hineingebaut, um dem Druck beim betrieb des Ofens entgegenzuwirken,
also ein Platzen und Auseinanderbrechen der Anlage zu verhindern. Das
ringförmige Fundament hatte talwärts bis zum Boden eine Öffnung, um Asche und
verbrauchte Glut entfernen zu können. Auf diesem Fundament wurde oberhalb der
Befeuerungsöffnung ein Gitter aus Eisenstäben gelegt, welches das zu erhitzende
Kalkgestein zu tragen hatte. Bis etwa zum Jahre 1750 soll dieses
Eisengittersystem verwendet worden sein. Dann wurde durch eine Aufschichtung des
zu brennenden Materials in festen gemauerten Öfen die Kalkbrennerei
kostengünstiger und schneller durchgeführt. das bis dahin verwendete Eisengitter
war überflüssig geworden. Vereinzelt haben Bauern, die ihren Kalk selbst
brannten, in Notzeiten jedoch bis 1950 nach dem gleichen Verfahren gearbeitet.
Auf das Eisengitter wurde der Kalkstein, der hier am Glatzenstein gebrochen
wurde, so aufgelegt, dass die größeren Steine nach innen und das Kleinmaterial
an der später entstehenden Außenwand zu liegen kamen. Auf einer dünnen
Strohauflage, die um die ganze Außenwand gelegt wurde, verschmierte man die
Hülle mit nassem Lehm, der ebenfalls Kalksteinbrocken enthielt. In die große
Lehmkuppel wurden zur Steuerung des Brennvorganges verschließbare Luft- und
Zuglöcher eingelassen. Das später zur Asche verbrannte Strohpolster bildete
zwischen den zu brennenden Kalksteinen und Kuppel eine Trennschicht. Diese
Ofenladung zerfiel bei einer Temperatur von rund 1 000 Grad Celsius geräuschvoll
in kleine Stücke und schrumpfte dabei auf rund 56 % ihres Volumens; der Statik
der Kuppel konnte dies nichts mehr anhaben. Rund 44 % des Kalkgesteins gingen
beim Brennvorgang in Form von Dämpfen und Gasen durch die schon erwähnten Luft-
und Zuglöcher verloren. Bei älteren Öfen dauerte der Brennvorgang eineinhalb bis
fünf Tage unter Verbrennung von Unmengen an Holz. Bei den weiterentwickelten
späteren frühindustriellen Kalköfen benötigte man vergleichsweise nur noch 12
Stunden.
Nach Abschluss des Brennvorganges wurde der ganze Kuppelofen bis auf die
Fundamente abgebrochen und das nicht völlig zu Ätzkalk (Brandkalk/Löschkalk)
umgewandelte Material wieder für eine neue Ofenfüllung verwendet. Der Ofen
selbst musste dann ab dem Fundament neu aufgemauert werden. Heute würden wir ihn
als "Wergwerfofen" bezeichnen. Die Ätzkalk-Stücke wurden in Gruben oder Wannen
mit Wasser gelöscht. Dabei quoll der Löschkalk zur dreifachen Menge seines
Volumens auf. Diese Masse musste bei Errichtung wichtiger Bauten wie
Festungswerke, Stadtmauern, Kirchen usw. bis zu 10 Jahre unter Wasserabdeckung
lagern, um dann mit Sand vermischt als Mörtel verwendet zu werden.
Zuwiderhandlungen konnten bestraft werden. Um 1 000 kg Kalkgestein zu Ätzkalk zu
brennen, verwendete man 1 000 kg Holz, das sind 2 bis 3 Kubikmeter. Das
Endprodukt mit einem Gewicht von rund 500 kg Ätzkalk hätte heute in zehn
handelsüblichen Papiersäcken Platz.
1824 wurde der Zement erfunden. der wesentlichste Vorteil dieses neuen Stoffes
gegenüber Kalk ist die Aushärtung auch unter Wasser. Er erleichtert die
Errichtung von Brücken und anderen Wasserbauwerken enorm. Ein weiterer
Unterschied besteht zwischen Kalk-Beton und Beton aus Zement: Während Beton aus
Kalk durch nochmaliges Brennen im Kalkofen wieder zu Ätzkalk oder Löschkalk
zurückverwandelt werden könnte (der enthaltene Sand lässt jedoch von einem
solchen Verfahren abraten), kann man Zementbeton auf diesem Weg nicht mehr
wiederverwenden.