Neuburg an der Donau

 Unser Herbstausflug vom 16.-18. Oktober 2009

 

Wir schreiben Freitag, den 16. Oktober und das ist genau unser Wochenende für den Herbstausflug. Diesmal führt uns der Weg nach Neuburg an der Donau.

Und pünktlich um 08.15 Uhr bei leichtem Nieselregen stehen 22 wackere Recken vor den Toren des Sportheims und scharren schon nervös mit den Hufen. Schnell sind alle Fahrteams gefunden und die Navis eingestellt. Schon brüllen die Motoren auf und die Fahrt beginnt. Wie zu erwarten sind alle rechtzeitig an unserem Quartier in Neuburg eingetroffen. Als ordentliche Sockis setzen wir uns auch sofort in Bewegung und sind doch glatte 20 Minuten vor der Zeit am vereinbarten Treffpunkt, der Information in Neuburg/Donau. Aber unsere Führerin Frau Hermen ist auch überpünktlich und so können wir sofort mit dem ersten Programmpunkt, der Stadtführung beginnen.

Wir lernten, daß die Oberstadt eigentlich nur das Regierungsviertel war und das normale Volk unten im Tal hauste. Aber der wichtigste Mann in Neuburg ist wohl der gute Ottheinrich von der Pfalz, der von 1502 bis 1559 lebte, aus der Familie der Wittelsbacher stammte und Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg von 1505 bis 1559 und Kurfürst von der Pfalz von 1556 bis 1559 war. Als er in jungen Jahren einmal den Vatikan in Rom erleben durfte, entschied er sich für den evangelisch-lutherischen Glauben. Und als wir in der Führung so weit vorgeschritten waren, betraten wir auch schon die erste rein evangelisch gebaute Kirche Deutschlands.  Ottheinrich  führte am 22. Juni 1542, beeinflusst von dem Theologen Andreas Osiander, per Erlass den protestantischen Glauben in seinem Fürstentum ein. Seine 1543 fertiggestellte Schlosskapelle in Neuburg gilt als erster Kirchenbau für den protestantischen Ritus. Wir lernten dann noch, daß Ottheinrich ein Kunstmäzen war, sein Schloß erweitern ließ und damit aber auch einen Schuldenberg anhäufte, den er zeitlebens nicht mehr abtragen konnte oder wollte. Allerdings hörten wir auch, daß zwei Generationen später der Fürst eine katholische Prinzessin geheiratet hat und sie hat als Mitgift gleich die Jesuiten im Schlepptau gehabt und vorbei war es mit dem neuen evangelischen Glauben. Reumütige Rückkehr unter die Knute des Vatikans war angesagt.

Dann liefen wir nur ein paar Meter weiter zur katholischen Pfarrkirche St. Peter und wurden hier darauf hingewiesen, daß das erste Gotteshaus bereits im 7. Jahrhundert errichtet wurde und auch Bischofskirche war. Jetzt finden wir einen frühbarocken Bau von 1641 mit Altarplastiken von J.M. Fischer aus Dillingen. Erste Pfarrkirche im 7. Jh.; 740-804 Bischofskirche; jetziger frühbarocker Bau von 1641/46; Altarplastiken von J.M.Fischer aus Dillingen. Wir laufen weiter über den Hauptmarkt und bewundern die schönen Renaissance- und Barockhäuser. Dann stehen wir aber vor der Provinzialbibliothek, ein Frührokokobau von 1731/32 nach Plänen von Franz Moritz v. Loew; Barocker Saal im Obergeschoss seit 1803 Provinzialbibliothek mit prachtvollem barockem Schrankwerk aus dem ehem. Reichskloster Kaisheim. Wir sind richtig erstaunt, so ein Kleinod hier vorzufinden, also in der inzwischen so genannten Provinz.

Damit ist es aber auch schon Mittag geworden und wir legen eine kleine Pause in der Gastwirtschaft gegenüber ein. Innerhalb von einer Stunde werden alle Mäuler mit gutem Futter gestopft und auch das Bezahlen ist schon erledigt. Nun aber schnell wieder zum Schloß, denn es steht der zweite Teil unserer Führung an. Aber schnell noch den Schirm aufgespannt, denn inzwischen nieselt es ganz mächtig. Frau Hermen ist natürlich auch superpünktlich und wir starten um 13.00 Uhr mit der Schloßführung.

Pfalzgraf Ottheinrich ließ das mächtige Renaissanceschloss als Residenz des 1505 aus den Erbstreitigkeiten zwischen den pfälzischen und bayerischen Wittelsbachern hervorgegangenen Fürstentums Pfalz-Neuburg errichten. 1665-70 erhielt es seinen barocken Ostflügel, dessen Rundtürme die Fernsicht prägen. Einzigartig ist die in Sgraffitotechnik dekorierte Hoffassade. Wir werden zuerst zu den Gobelins geführt, und besuchen dann noch alle Räume. Dann aber besuchen wir noch die Galerie mit den Werken der Niederländischen Maler der Renaissance. Hervorgehoben werden muß hier Peter Paul Rubens, dessen Meisterwerke das „Große Jüngste Gericht“ für den Hauptaltar, sowie für die Seitenaltäre „Anbetung der Hirten“ und „Ausgießung des Heiligen Geistes“ extra für die Neuburger Fürsten angefertigt wurden. Während das „Große Jüngste Gericht“ stets zum festen Bestand der Alten Pinakothek in München gehört. Wir waren mit der Fülle der Bilder richtig erschlagen, aber Frau Hermen zeigte uns immer wieder Details in den Werken, so daß es doch eine hochinteressante Darstellung war. Ganz zum Abschluß gingen wir noch in die Grotten, die ein wenig an den Zwinger in Dresden erinnteren.

Damit war unsere Führung offiziell beendet und wir schritten hinab zur Donau und labten uns an Kaffee und Kuchen. Danach Gang zum Hotel „Kieferlbräu“ und Quartier beziehen. Wir wollten aber auch noch ein wenig frische Luft und so liefen wir noch durch die Stadt, zur Donau und dann ein Stück den englischen Garten durch. Aber immer begleitet von andauerndem Regen.

Im Hotel angekommen, trafen wir uns um 19.00 Uhr im Gastraum und wurden hervorragend verpflegt von unserer Betreuerin Gisela. Schon gut, wie die Frau mit den 24 Personen schnell und sicher fertig wurde.

Samstag 17. Oktober

Offenbar sind die Regentropfen auf dieser Tour unsere treuesten Begleiter, sei’s drum. Wir frühstücken erstmal ordentlich und schmeissen uns dann auf unsere Karossen. Erstes Ziel ist Hörzhausen, aber mehr als Parkplatz. Dieser ist auch bald gefunden und wir können gut beschirmt durch den Nieselregen loslaufen. Es ist nur eine Vormittagswanderung geplant und da haben wir uns mehrere markante Ziele.

Erstes Ziel ist Gollingkreut und hier vor allem die dortige viertgrößte Eiche Bayerns. Sieben Mann von uns waren notwendig, um diesen mächtigen Baum zu umspannen. Aber Manfred stellte stolz fest, daß seine Jemmeritzer Eiche doch noch umfangreicher wäre und auch einen viel schöneren Platz hat. Stimmt, die Jemmeritzer Eiche ist und bleibt die stolzeste Eiche, die wir kennen. Vor allem die Ulme in der Nähe. Aufgrund des Regens bleiben wir auf der Straße und ziehen weiter in Richtung Sandizell. Allerdings Hier ist unser erklärtes Ziel die berühmte Asamkirche, oder bessser gesagt Kirchlein, ist es doch von der äußeren Größe nicht mehr als eine Dorfkirche. Aber innen werden wir nahezu überwälitgt.

Die Pfarrkirche St. Peter - errichtet von 1735 bis 1772 von Max Emanuel von und zu Sandizell aufgrund eines Gelübdes. Spätbarocke Kirche mit Rokokoelementen. Einbeziehung Münchner Bau- und Maurermeister sowie Künstler. Der Hochaltar wurde von Egid Qurin Asam geschaffen und gilt als reifes Spätwerk des bedeutenden bayerischen Stuckateurs und Bildhauers. Die Asamkirche in Sandizell wird zu den schönsten Dorfkirchen Altbayerns gezählt. Willi las uns mit klaren Worten alle wesentlichen Elemente dieser Kirche vor und wir – zumindest die meisten – lauschten seinen Worten. Wir nutzten die Gelegenheit auch für eine kleine andächtige Pause.

Allerdings muß noch gesagt werden, dass wir zwei Kameraden – Hartmut und Conny – inzwischen zurück nach Hörzhausen entließen um die Autos zu holen. Denn der Dauerregen „verhagelte“ uns dann doch die Stimmung. Obwohl wir natürlich harte Burschen sind und alle Unbill der Natur nur müde belächeln.

Gemessenen Schrittes gingen wir dann zum nahen Sandizeller Schloss. Das Wasserschloss von Sandizell gilt als der bedeutenste Profanbau im Schrobenhausener Land. Es ist der Stammsitz des gleichnamigen, zum ersten mal 948 genannten Adelsgeschlechts, das 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Im 30-jährigen Krieg brannten die Schweden das damalige Renaissanceschloss bis auf den noch heute bestehenden Ostflügel ab. Deshalb mußten wir unseren Schwedenrolf zuhause lassen um zu vermeiden, daß er dort noch zur Rechenschaft gezogen wird. Zunächst konnte es nämlich nur in bescheidenem Ausmaß restauriert werden.

Weltgeschichte wurde hier am 8. August 1704 geschrieben. Damals hielten die zwei herausragenden Feldherren der Zeit, Herzog John Marlborough und Prinz Eugen von Savoyen im Schloss Sandizell Kriegsrat. Fünf Tage später leitete die berühmte Schlacht bei Höchstädt eine weltpolitische Wende ein: Frankreichs Hegemonie in Europa wird beendet und Englands Aufstieg zur Weltmacht beginnt. War auch nicht gut. Freiherr Max Emanuel von und zu Sandizell (1702-1778), der u.a. Kommandant von Ingolstadt war konnte dem Familiensitz wieder neuen Glanz verleihen. Er ließ ab 1735 die zugehörige Hofmarkskirche neu erbauen und von hervorragenden Künstlern – den bereits erwähnten Asam -  ausstatten.

Von 1749 an erhielt dann auch das Schloss seine endgültige dem Rokoko entsprechende Gestalt. Diese beiden überregional bedeutsamen Denkmäler bilden mit den umliegenden Nebengebäuden und dem Park auch heute noch ein herrliches Ensemble. Nachdem Sandizell seinen Eigentümern stets als Sommersitz und Rahmen für glänzende Feste, große Jagden oder anregenden Gedankenaustausch diente, war es durch den volksverbundenen Grafen Carl Max, selbst ein erfolgreicher Ralleyfahrer, bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts auch ein Treffpunkt des internationalen Automobilsports. Schon in den letzten Jahrzehnten öffnete der idyllisch gelegene Herrensitz, etwa anlässlich festlicher Konzerte, die von Marie Elisabeth Jaeck und Paula Gräfin Sandizell bis 1986 veranstaltet wurden, immer wieder seine Tore für eine interessierte Öffentlichkeit.

Viel wichtiger war aber dann doch die Einkehr in der gemütlichen Gastwirtschaft, die wir überfallartig besetzten. Aber die Wirtsleute waren auf Zack und unser Kraftfutter machte uns fit für den Nachmittag. Zweie von uns – Karl und Wolfgang – hatten wohl zuviel Kraftfutter aufgenommen, jedenfalls unternahmen sie dann beim Ausparken noch einen Kräftevergleich zwischen Audi und Mercedes.  Ein klarer Sieger konnte nicht festgestellt werden.

Aufgrund der Pause in Sandizell und der fortgeschrittenen Zeit entschlossen wir uns nun direkt zum Haus im Moor zu fahren. Also Kolonne mit Navi und guter Sicht zum Vordermann.

In Karlshuld-Kleinhohenried liegt Süddeutschlands größtes Niedermoor, das Donaumoos. Hier befindet sich in idyllischer Lage das HAUS im MOOS. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Umweltbildungsstätte mit Ausstellungen, Beherbergungsgelegenheiten, großem Freigelände und einem weitläufigen Freilichtmuseum, in dem die Besucher die 200jährige Besiedlungsgeschichte dieses einzigartigen Naturraumes erleben können. Wir wurden hier von Herrn Peter Jannetti empfangen, der uns mit viel Herz und Verstand durch das Museum führte.

Das sind die Biberauffangstation, die größte Bayerische Wisentherde, die Erlebnispfade, Viehweiden, Moorbiotope und die Museumsgaststätte Rosinger Hof als Schlußpunkt. Vor gut 200 Jahren rief der Bayerische Kurfürst Karl-Theodor Kolonisten ins Donaumoos. In einem groß angelegten Kultivierungsprojekt sollte das 20 000 Hektar große Moor entwässert und in fruchtbares Ackerland verwandelt werden. Doch die Siedler erwartete ein harter Kampf gegen Nässe und Unfruchtbarkeit. Generation für Generation rangen sie dem Moos ihre Existenz ab. Erst das um 1900 gegründete Moorversuchsgut in Karlshuld eröffnete der Landwirtschaft neue Perspektiven. Moorverträgliche Roggensorten und der Saatkartoffelanbau brachten wirtschaftlichen Aufschwung bis weit nach 1960.

Ab 1990 wurden vier der ältesten, noch erhaltenen Donaumooshäuser auf das Museumsgelände versetzt. Das kleine Tagelöhnerhaus und zwei Moosbauernhöfe sind originalgetreu eingerichtet und als „Museumshäuser" zu besichtigen. Das vierte, der „Rosinger Hof" beherbergt die Museumsgaststätte mit historischer Gaststube und Saal.

Im Eingangsgebäude, dem HAUS im MOOS befindet sich das Heimatmuseum" des Kulturhistorischen Vereins Donaumoos. Auf 150 qm Ausstellungsfläche begegnet man den „Menschen im Moos". Eine Sonderausstellung „Aus die Maus“ führte uns in die Welt der Hausmäuse und wie die armen Tiere von Katzen und Fallen dezimiert wurden. Neu war mir, daß eine Katze pro Tag als Soll 20 Mäuse erlegen müßte. Was haben es da meine beiden Stubentiger gut, die ihr Futter nahezu ausschließlich aus dem Kühlschrank bekommen und Mäusefang nur noch ihr Hobby ist.

Damit war der zweite Teil des Tages schon ausgefüllt und wir fuhren mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Neuburg. Unser Rolf hatte ja an diesem Tag sein eigenes Programm vorgesehen. Also Frühstück hatte er doch glatt verschlafen, so daß keine eindeutige Abstimmung erfolgen konnte. Wir wunderten uns nur, daß er uns nicht gleich nach unserer Ankunft begrüßte und uns wißbegierig wie immer ausquetschte. Gut, das war erstmal zu verkraften. Als er dann aber auch nicht in seinem Zimmer (Einzelzimmer wohlgemerkt) war und auch vor dem Abendessen noch nicht ausfindig gemacht werden konnte, fragten wir uns doch, wo er denn stecken könnte. Das Abendessen war ja auf 19.00 Uhr bestellt und wir konnten deshalb noch keine Suchexpedition ausrüsten. Aber ein Anruf in der Notaufnahme zeigte auch keinen „Erfolg“. Er blieb verschollen! Erst nach 20.00 Uhr wurde er von einem Einheimischen hereingeführt. Er war doch tatsächlich nach Schrobenhausen gefahren, um uns dort zu treffen und den Nachmittag bei uns zu bleiben. Allerdings waren wir ja nicht dort und so mußte er den Rückweg wieder alleine ausfindig machen und schaffen. Hinzu kam, daß er sich auch noch in Neuburg verlaufen hatte und nun hilflos umherirrte. Was muß er daraus lernen: früh mit aufstehen, Telefon am Mann und dienstbereit und kommunizieren. Ob er das wohl schafft?

Dann kam aber dennoch eine kleine Überraschung. Rolf Stolle berichtete uns von seiner Kreuzfahrt ins Mittelmeer und er wie weiland Odysseus in Seenot geriet. Ausgerechnet sein Schiff kollidierte mit einem Felsen und Mann und Maus mußten gerettet werden. Cool wie er nunmal ist, meisterte er alle Situationen und konnte so – ohne SOS in die Heimat – bald wieder nach Hause zurückkehren. Seine wundervolle Rettung formulierte er in einen sehr schönen Bericht und als Dank bekamen wir alle noch einen Schnaps. Besten Dank und es lebe der Rolfi!!

Sonntag 18. Oktober

Nach Renaissance, Kultur, Barock und viel Natur steigen wir heute noch tiefer in die Geschichte. Wir begeben uns ziemlich genau 2000 Jahr zurück in die Zeit, als die Römer in Bayern ansässig waren.  Das ist von Neuburg aus gar nicht so weit, nur ca. 15 km bis nach Möckenlohe zur Römervilla „Villa Rustica“. Pünktlich um 09.00 Uhr stehen wir an der Pforte und werden auch schon von Herrn Michael Donaubauer begrüßt. Interessanterweise ist er kein Wissenschaftler oder Museumsführer, sondern ein Landwirt. Er hat schon in jungen Jahren Berührung zur Geschichte gehabt und hat mit Gründlichkeit und Engagement herausgefunden, daß auf seinen Feldern mal eine Römervilla gestanden haben muß. Und wir treten heute in dieses wieder aufgerichtete Prachtstück ein.  1963 stieß Herr Donaubauer nun  hinter seinem Aussiedlerhof auf Mauerreste. Ab 1983 lieferte die Luftbildarchäologie haarschafe Grundrisse von Gebäuden unter dem bebauten Ackerboden.

Der Verein Römervilla Möckenlohe wurde gegründet, um in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zunächst die Mauern und die Funde zu sichern. Danach konstruierte man gemeinsam mit der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen den Zentralkomplex der Villa Rustica über den Grundmauern und stellte alle Fundgegenstände an Ort und Stelle aus.

Die Villa wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Ihre Bauweise, zahlreiche Gebrauchs- und Luxusgegenstände demonstrieren einen gewissen Wohlstand im Hinterland des Limes. Kurz bevor im Jahre 233 n. Chr. die Alemannen den Limes überrannten, ist die Villa geräumt worden.

Das Gebäude strahlt einen Hauch von Luxus aus. Eine Hypokaustheizung, glattverputztes massives Mauerwerk, eine formschöne Apsis in der repräsentativen Halle, verglaste und durch Gitter geschützte Fenster: alles überzeugt noch heute von der Zivilisation, die die Römer mitgebracht hatten. Durch eine Portikus mit Säulen toskanischer Art gelangt man zum Ost-Risalit des Hauptgebäudes, unter dem sich ein wunderbar erhaltener Keller befindet. Die Nebengebäude des Gutshofs samt Bad sind dokumentiert, aber nicht ausgegraben.

Einen Einblick in Haus- und Landwirtschaft ermöglichen die ausgestellten Fundstücke. Römische Esskultur wird lebendig (Mahlstein, Messer, Terra-Sigillata-Geschirr, Vorratsbehälter) ebenso wie die Feldarbeit. Geschirrbeschläge zeugen von der Liebe des "Bauern" zu seinen Pferden. Getreidekörner und Tierknochen lassen einen Blick auf die römische Speisekarte zu.

Im römischen Tierpark hinter dem Villen-Gebäude zeigen Wollschweine, Walliser-Ziegen, langhornige Rinder, Schwarznasenschafe, Fjordpferde usw., welche Rassen von den Römern bei uns gehalten wurden. Die Tierstämme sind seit der Antike reinrassig geblieben und entsprechen so dem Aussehen nach genau den Abbildungen auf römischen Reliefs und den erhaltenen Knochenbefunden.

All das wurde uns von Herrn Donaubauer mit viel Fachwissen nahegebracht. Er berichtete aber auch, wie kompliziert es sich abspielt um staatliche Stellen und Wissenschaft unter einen Hut zu bringen und praxisgenau vorzugehen. Beieindruckt hat uns vor allem sein nicht endendes Engagement und sein praktischer Sinn, der sicher auch den Wissenschaftlern genützt haben wird.

Danach machten wir uns auf um das seinerzeit Schutz bietende Kastell bei Pfünz zu besuchen. Wenn man sich von Norden nähert hat man tatsächlich den Eindruck daß hier eine wuchtige Festung den weiteren Weg versperrt. Um diesen Eindruck widerzugeben, wurde das Nordtor und ein Eckturm orginalgetreu rekostruiert.  Mit seinen handbehauenen Kalkbruchsteinen im Mauerwerk, seinen Torbögen aus Tuffstein und seinen römischen Ziegeldächern versetzt das Nordtor des Kastells Pfünz zurück in die Römerzeit. In einem Torturm ist eine römische Wachstube eingerichtet, in der Soldaten in vollständiger Ausrüstung zu sehen sind.

Das Auxiliarkastell von Pfünz wurde etwa um das Jahr 90 nach Christus erbaut. Als befestigtes Truppenlager an der Kaiser Domitian errichteten neuen Heerstraße von Weißenburg nach Kösching gelegen, sollte es den wichtigen Brückenübergang (Pfünz kommt vom lateinischen pons und bedeutet Brücke) über die Altmühl und die Nachschubwege zum Limes vor den Germanen schützen.
Das Kastell beherbergte eine
Kohorte Breuker, also etwa 380 Fußsoldaten und 120 Reiter eines Volksstammes, der in Pannonien beheimatet war, aber römisches Bürgerrecht besaß.

Die römischen Soldaten konnten nicht verhindern, daß das Kastell im Lauf der Markomannenkriege in Flammen aufging. In den Jahren 183/184 wurde es wieder aufgebaut. Doch schon 50 Jahre später kam das endgültige Ende des Kastells. Der Angriff der Alemannen im Jahre 233 erfolgte so schnell, daß an Gegenwehr nicht mehr zu denken war. Die Ausgrabungen zeigen, wie überrascht die Besatzung zum Zeitpunkt des Überfalls war.

Damit schloss sich für uns schon fast wieder der Kreis. Wir fuhren dann noch nach Eichstätt und statteten der Basilika noch einen Besuch ab. Dann lösten wir uns auf und fuhren wieder in unsere Heimatstadt Erlangen zurück.

Fazit: Wir haben drei Menschen kennengelernt, die mit Idealismus, Engagement, Durchsetzungsvermögen  und viel Freude sich für ihre Aufgabe einsetzen und die Kultur, Geschichte und Natur in unserem Land bewahren. Sie vermittelten uns viele neue Eindrücke und bleibende Erlebnisse. Das Wetter spielte leider nicht so richtig mit, aber das konnte  die Freude an unserer Gemeinschaft und die Erlebnisse nicht trüben. 

Jörg

Bilder Jörg:

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