Dienstag:
Kurz vor 09:00 treffe ich Henry vor
dem Blumenladen in Frauenaurach. Das
Wetter verspricht einen sonnigen Tag. An der
Aurach entlang geht es nach Herzogenaurach.
Dort nehmen wir Franz auf.
Er schwitzt. Bald sind wir in Emskirchen. Vergnügt radeln wir falsch nach
Schauerberg und geraten so flugs über
Flugshof in das einsame Flugstal.
Vor
Neustadt / Aisch gönnen wir uns einen
extra Ausritt. Wegen der vielen Umbauten an der B8 landen wir im
tiefen Schotter und im
steilen Wanderpfad abwärts durch den Wald. Achim hat eine seiner
Stöhnpisten verpasst. Er versaut sich
derweil die Augen beim Augenarzt. Er liest dort die
BILD.
Nach
einer gefühlten Ewigkeit treffen wir auf einen guten Feldweg. Er führt uns in
die Altstadt am Hang von
Neustadt. Sehr schön . Diese
romantische Einfahrt in die Stadt ist neu
für uns. Zur Belohnung gibt es nach 44km Guchen an Gaffee. Neustadt hat sich
ganz nett herausgeputzt. Wir fühlen uns wohl.
Hinter Neustadt radeln wir an
Schauernheim erst mal vorbei bis
Diebach. Macht nix. Der Radweg führt an der Pulvermühle vorbei und
entlang dem Rampelbach fährt es sich angenehm. Wir wenden, fahren zurück nach
Schauernheim und zischen über Unter / Obernesselbach nach
Sugenheim. Wir setzen uns nicht nochmal in die Nesseln
sondern Fahren im Ehegrund durch
Ezelheim , Ingolstadt nach Krassholzheim ( 280m ) Vor uns droht
der Iffigheimer Berg ( 482m) .
Die Jugend besorgt sich vor dem Anstieg noch etwas Labsal im geschlossenen
Gasthof. Unnötig .
Die
Straße nach Nenzenheim ist wegen
Umbauarbeiten gesperrt aber nahezu fertig. Wir radeln wir also auf einsamer
Piste ca.3km bergan. Dann aber geht
es genussvoll endlos runter über Nenzenheim bis
Hüttenheim ( 280 ) . Der
Besuch der Wehrkirche ist Plicht. !!!
Henry wittert nun
Stallgeruch. Es zieht ihn schnell
über Seinsheim, Wässerndorf mit der Burgruine, Iffigheim nach
Obernbreit. Es ist ein verträumter
Ort im verträumten Breitbachtal und wir verstehen, dass Henry dort eine
erlebnisreiche Kindheit verbringen
konnte. Er zeigt uns den kleinen Fußballplatz versteckt unter hohem Gras, seine
erste Schule im heutigen Rathaus
mit dem Ort der
Knabenstreiche und natürlich auch
sein Elternhaus. Alles gediegen -
nichts übertrieben.
Durchgängig landschaftlich schön fahren wir bis zur mittelalterlichen Stadt
Marktbreit, dem südlichsten Punkt des Maindreiecks .Wir werden
empfangen vom Malerwinkel und von der Rückseite des prächtigen
Maintores . Gleich um die Ecke wartet die kleine, freundliche ,
betagte Hausfee des 1568 erbauten Gasthofes „
Zum goldenen Schiff „ und zeigt uns das
3Bett Zimmer. Wir fühlen uns gut untergebracht. Henry gehört
offensichtlich zum Clan und plaudert verwandtschaftlich mit dem Hausherrn, einem
„ von Hauhenstein“. Übrigens: Er hat uns nicht verhauen!
Die
Neugier treibt uns durch das Maintor in die malerische
Altstadt. Vor dem mächtigen
Renaissance Rathaus (1579) erfrischt uns eine Weinschorle. Später zwingt
uns der Hunger hoch in den
„ Fänkischen Hof „ und dort auf die
malerische Galerie mit freier Sicht auf die beleuchtete Altstadt. Jetzt weiß ich
warum die Gegend sich die Mainfränkische
Toscana nennt. Bei mildem Klima gönne ich mir
„spagetti pittanesco“ und einen Rotling . Die Jungspunde
Franz und Henry genossen ebenfalls ihr Futter. Gute Nacht nach
93km
Mittwoch :
Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück verlassen wir
Marktbreit Richtung
Sulzfeld .Dieses mittelalterliche
Kleinod ist hoch interessant . Man könnte gleich reinbeißen wegen der Romantik.
Für mich ist es eigentlich ein Großod.
Der Stadtrundgang auf dem holprigen Kopfsteinpflaster verscheucht Damen mit
Stöckelschuhen, aber uns führt er
zum ältesten Haus der Stadt - um ca. 1500
erbaut - und zur gut erhaltenen Stadtmauer. Diese umschließt einen Kern mit
gepflegten, mittelalterlichen Häusern und
romantischen Innenhöfen. Henry erzählt von einem Weinfest innerhalb der
geschlossen Mauern und ich werde neidisch. Da könnten wir doch mal vor Anker
gehen.
Kitzingen
nehmen wir im Bypass und auch Dettelbach
lassen wir links liegen. Durch ein hässliches Industriegebiet am Main fahren wir
bis zur Mainbrücke bei
Stadtschwarzach. Der bedrohlichen
Benediktinerabtei Münsterschwarzach weichen wir aus. Cellerar Anselm Grün
wird uns das nicht übel nehmen.
Nichts ahnend begeben wir uns auf den Weg nach
Dimbach. Durch eine Art
Sandwüste ähnlich der Lüneburger
Heide kämpfen wir uns im Schritttempo
durch die von Räumfahrzeugen gepflügten Feldwege. Bei Dimbach kam die Erlösung,
aber nur kurz. Schon am Ortsausgang ereilte uns das
zweites Schicksal. Bis kurz vor
Rimbach wurde gerade ein neuer Radweg vorbereitet mit dem Nachteil,
dass wir teilweise vom Sattel
mussten. Hochleistungssport !! Aber ein Bäcker,
der auch sonst alles führt was man beißen kann ,hat uns in Rimbach mit
Kaffee to go und weiteren
Restbeständen versorgt und in seinem etwas chaotischem Innenhof serviert . Guter
Mann ,brave Tochter.
Die
Landschaft, die wir durchfahren, ist
eigentlich so richtig fad. Muss nicht sein, aber eine neue Erkenntnis. Obwohl Main
und Steigerwald greifbar nahe, befindest Du Dich in einer trockenen Wüste. Die
Sonne verschwindet gelegentlich. Bei wechselnden Winden radeln wir über
Frankenwinnheim, Geroldzhofen, Mönchstockheim , Dürrfeld , Dampfach überwiegend
flach nach Hassfurt am Main . Nach
dem kurzen Rundgang durch die verkehrsreiche Stadt gönnen wir uns ohne Hast
etwas Labsal.
In
Zeil am Main, einer wegen
starkem Durchgangsverkehr ungemütliche
Fachwerkstadt stehen wir vor dem
Pranger mit Blick auf den
Hexenturm. Es nieselt etwas. Daher machen wir uns auf den Weg nach
Sand und sind kurz danach in der
Pension Popp, einer Art
Besenschenke. Nach dem Bezug des 3Bettzimmers trinken wir unter dem Dach des
Innenhofes Weinschorle. Sofort beginnt es stärker zu regnen. Wir bleiben erst
mal hier und essen bescheiden. Nach der Besichtigung des unspektakulären Ortes
gibt noch Plauderwein . Gute Nacht nach
82km
Donnerstag
: Das karge Frühstück jagt uns bald aus dem Haus .Dafür ist der Rest des Tages
ein Radlergenuß . Zunächst geht es eine Weile bergan. Wir schleichen über
Oberschleichach
Unterschleichach - an die junge Aurach
bei Tretzendorf. Dort biegen wir ab auf einen langen Waldweg bis kurz vor
Trabelsdorf. Nach dem Bunkern von
Wasser und Bananen suchen wir die
Auerochsen im großen Freigelände bei
Kolmsdorf. Am Ende haben
wir sie sogar noch genüsslich fressend gesichtet. Spannend wird es aber kurz
vor Walsdorf. Dort hat ein
„Aussteiger „ scheinbar alles Federvieh, welches ihm so über den Weg lief, über den Zaun in seine
extrem verwahrloste Bleibe geschmissen. Man sieht zerzauste
Perlhühner, hochmütige Hähne in verschiedenen Gewändern, winzige
Zwerghühner mit ihrem verbrauchten Gockel . Elegante, hektische, Singvögel
protestieren in einer Voliere über ihre Haftbedingungen. Eine einheimische Dame
verfüttert aus Barmherzigkeit falsches Futter und erzählt Details über den üblen
Burschen.
Erschöpft begeben wir uns zum Bäcker der Gemeinde und nehmen Gebäck an Kaffee.
Mit Rückenwind geht es an der Aurach
entlang bis Pettstadt. Dort verduftet
sich die Aurach klammheimlich in die Regnitz und wir setzen erstmalig mit der an
einem Seil hängenden Fähre über den Fluss. Auch ein kleines Erlebnis .
Kurz
darauf verführt uns Franz in den
Brauereigasthof „ Kraus „ Hirschaid. An
den Bäuchen der Bedienungen erahnt man die Größe der Portionen, sie halten ihr
Versprechen! Der herrliche Biergarten
ist gut besucht.
So
gestärkt radeln wir den Rest nach Hause, zufrieden mit der interessanten Tour.
76km
Alle
drei waren wir gut drauf - Fehler
einfach akzeptiert.
Danke - ich habe fertig - Bruno
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