Von der Unstrut Quelle bis zur Mündung (Naumburg) und an der Saale weiter bis Halle Die Tour ist kurzweilig weil immer irgendwo ein kulturelles Angebot lauert , die Landschaft abwechslungsreich ist und die Leute nett sind . Wir haben uns wohlgefühlt . mehr Info
Streckenlänge:
ca. 340 km |
Quelle: "www.unstrutradweg.de" Sonntag , 21.08. Der Zug nach
Schweinfurt - 09:01 ab Erlangen ,
ist überfüllt und unsere
Räder haben gerade noch Platz . Die
übrigen Reisenden schauen uns unbewegt an und lassen ihre Satteltaschen an den
Rädern . Wir nehmen unsere Taschen ab und
können so noch mitreisen . So geht es weiter über
Neudietendorf bis nach
Mühlhausen an der Unstrut . Achim
steht die ganze Zeit und liest den SPIEGEL einschließlich der Werbung ,
komplett. Umsteigen ist Hochleistungssport . Die letzte Bahn nach
Silberhausen ist klein und
leer , also ein Genuß .
Pünktlich um 14:42 verlassen wir den
Zug und machen uns auf den Weg zur
Unstrutquelle (400m ) bei
Kefferhausen in
Thüringen
. Sie
erwartet uns tröpfelnd . Wir haben ideales
Radlwetter und das bleibt auch so für die
ganze Tour . Nur die
Temperaturen steigen von Tag zu Tag
. Ab Mitte der Woche ist es warm bis 34°C - super. Auf sehr schönem Geläuf radeln wir zurück über
Silberhausen und haben Glück. In
Horsmar , einem kleinen
Ort, feiern sie das Kirchenfest und uns wird von einer netten , betagten
Dame in Tracht , die Kirche gezeigt
. Sie ist stolz auf ihre Kirche . Das Innere ist sehenswert und erhaltenswert .
Ein Thüringer vom Grill und
Kaffee mit Kuchen richtet uns auf. Bald sind wir in
Mühlhausen ( 200m ) und
finden ein Bettchen und was zum Essen
im „Ammerschen
Bahnhof“. Sehr gute
Unterkunft . Mühlhausen ist eine kleine aber feine mittelalterliche Stadt . Sie
wird geprägt von Stadtmauerresten sowie von der gotischen
Marienkirche
13./14. Jh. , in welcher Johann
Sebastian Bach 1707 bis 1708 die
Orgel verprügelte . Thomas Münster ,
der alte Raufbold wird hier geehrt . Matratzenhorchdienst
nach ca .37km Montag , 22.08. Nach dem Start gönnt sich
Franz einen
saftigen
Achter in seinem Hinterrad . Das
Speichenteam Franz / Wolfgang zog
den Achter flugs wieder rauß . Auf schönem Radweg und durch fade Gegend
geht es nach Bad Langensalza , einem
sehr gepflegten Ort mit dem größten europäischen
Glockenspiel , welches uns Punkt
12°° den Marsch zum Aufbruch schlägt . Daher geht es weiter wellig über
Großvarluga mit
seinem verkümmerten Wasserschloß ,
nach
Herbsleben .
Die St.Trinitaskirche soll im 8Jh. von einem Gehilfen des Hl. Bonifazius
errichtet wollen sein . Das ist nicht mehr erkennbar . Aber in der Kirche wird
an durstige Radler gedacht . 2 große volle Wasserflaschen
mit Gläsern stehen für uns bereit . Danke und Spende . Wir verlassen für einige Zeit die Unstrut , beißen an der
B84 bei Gebesee
- besonders hässlich - in etwas essbares
und suchen in einem großen
Rückhaltebecken bei Vehra nach
Kranichen . Keiner da - böse ! Allerdings
würde ich da auch nicht hinfliegen . Das
Becken existiert seit etwa 60zig
Jahren und wurde vom Opa unserer Gesprächspartnerin mit erbaut . Die Kraniche
kommen tatsächlich , aber erst kurz vor Winterbeginn , sagt sie . Die Piste ist hier besonders holprig und so sind wir froh so
gegen 18°° in Sömmerda einzulaufen .
Vorbei am Dreysehaus - Erfinder des
Zündnadelgewehrs - geht es wie üblich über Kopfsteinpflaster durchs
Erfurter Tor . Die Zimmersuche führt
uns ins Hotel „ Balkan“ und wir
schmatzen bulgarisch bevor wir unser
4 Bett Zimmer beziehen ( Henry
Hütten like ) grunz nach 80km Dienstag , 23.08. In Sömmerda (
150m ) beginnt der zweite Abschnitt des
„ Unstrut Radweges „ . Wir fahren
Richtung Nordosten und werden bei Leubingen auf den
„ Steinzeit – Radweg „ gelockt . So
verpassen wir die Runneburg in Weißensee ,
lernen dafür aber die
„
Steinrinne Bilzingsleben „
kennen. Vor ca.
370.000 Jahren lebte hier auf der heutigen Hochebene
homo
erectus zwischen riesigen Elefanten
, kräftigen Nashörnern und wilden Löwen in der mediteran - warmen Landschaft .
Die gedrungenen kräftigen , aufrecht
gehenden Menschen bauten sich
niedrige Iglus , bastelten sich
Werkzeuge aus Knochen und Stein und kannten bereits die Feuertechnik . Die
archäologische Grabungsfläche ist heute für Besucher zugänglich und so konnten
wir die
Reste wir unsere tapferen Ahnen hautnah
erleben . Während der Anfahrt auf dem
„ Steinzeit Radweg „ können wir eine Gruppe
Milane bei einer Flugshow
beobachten . Die drei nehmen sich
Diebesgut von den Bäumen - schlimm ! Nach kurzer , steiler Abfahrt
erhalten wir beim Bäcker in Kannawurf
gerade noch was zum Nagen und machen uns auf die Socken Richtung
„ Thüringer Pforte „ . Diese will
uns nicht durchlassen und schickt uns daher einen wirklich saftigen
Wind entgegen . Mein Fotoapparat
lässt mich schamlos im Stich . Daher gibt es von diesem Tag auch keine Bilder .
Ich hätte gern die Sachsenburg aber
auch die Wasserburg von Heldrungen
fotografiert . Auf wechselhaftem Geläuf , zum Teil einsam entlang der Unstrut
, geht es vorbei an Schönewerda bis zur
„ Kupferhütte Bottendorf „
Dort findet Wolfgang in dem riesen Bau eine
Ferienwohnung -2 Zimmer -Wohnküche
-Bad für 15.- € / Zinken . Oben im Sportheim werden wir gut verköstigt und unten
in unserem Nest sehen wir den müden Kick Bayern gegen Zürich . Gute Nacht
- nach 68km Mittwoch , 24.08. Mit Blitz und Donner
werden wir geweckt . Der Regenschutz
( bei Franz dem Packungskünstler - nur
eine Satteltasche , besteht er aus
Lidl Einkaufstüten ) konnte aber
nach dem Frühstück beim Bäcker wieder ausgezogen werden . Die erste Überraschung
kommt in Roßleben auf uns zu . Über
die „Von
-Witzleben – Straße“ radeln wir
hinein in die großzügige Anlage der
Klosterschule und treffen dort Herrn
von Witzleben , den Rektor der
ältesten deutschen Schulstätte aus
dem Jahre 1554 . Kein Witz ! Er
zeigt uns seine Kirche, outet sich als ehemaliger Münchner
Siemensianer mit dem Hinweis auf
Feldafing und empfiehlt uns abschließend den Besuch des
Klosterparks .
Alles sehr gediegen , ruhig und angenehm
für die Schüler . Wolfgang ist darob verzückt ! Durch ein weites Tal gelangen wir zur Brücke über die
Unstrut unterhalb der Burg Wendelstein
. Unser
Bach hat sich zwischenzeitlich zum
schmalen Fluß gemausert .
Es geht natürlich wieder hoch zur Burg
und auf kurvigem Geläuf runter bis
Memleben . Hier besuchen wir das Museum
„ Kloster und Kaiserpfalz Memleben „
Eine Wucht ! Memleben ist der Sterbeort von
König Heinrich dem I. (936 ) und
Kaiser Otto dem Großen ( 973)
Die Kaiserpfalz spielte im
10.Jh. als häufiger Aufenthaltsort
ottonischer Herrscher eine große Rolle. Das
Benediktinerkloster entwickelte sich
zu einer der führenden Reichsabteien Als nächster Höhepunkt erwartet uns die
Himmelsscheibe von Nebra . Bei
Wangen kämpfen wir uns hoch . Dort
beginnt der Himmelsscheibenradweg .
Von etwa 100m müssen wir auf ca.250m . Das letzte Stück
ist recht steil , tut gut bei großer
Hitze . Oben auf dem Mittelberg
sehen wir unter einer Glasscheibe den
Fundort der Himmelsscheibe. Am
4.Juli 1999 wurde bei einer Raubgrabung
die Scheibe entdeckt . Sie ist aus der Bronzezeit und
wurde etwa um
1600 v.Chr. aus poliertem Edelstahl
gefertigt . Wir besteigen den
Aussichtsturm - 179 Stufen - 30 m hoch -
10° geneigt - und sehen das
Harzmassiv mit dem Brocken . Der alte
Kyffhäuser kifft vor sich hin . Während der Abfahrt meldet sich
Achims
Schraube , sie ist wieder locker
. Die bekannte Schraube am
Hinterkopfrad
(Entschuldigung) wird von Franz nun endlich mal richtig angezogen , auf Block !
Wir stehen direkt vor der
Arche Nebra , einem
Informationszentrum . Hinter Nebra
tauchen die ersten Weinberge auf .
Der idyllische
Radweg wird nun von der Unstrut und steilen
Weinbergen flankiert . Wie bestellt
taucht plötzlich eine Besenwirtschaft
bei Dorndorf auf . Ein Kleinod .
Franz ordert eine vorzügliche
Bretteljause mit Wasser und einem überraschend guten
Weissburgunder . Ein
Höhepunkt des Tages . Wirt gut ,
Brotzeit gut , Wein bestens ! Temperatur hoch ! Besser geht es nicht . Achim
strahlt ! Wir reißen uns los und düsen entlang der Weinberge durch
Laucha , Weischütz , vorbei an der
Mühle Zeddenbach . Wir düsen sogar
vorbei an der Rotkäppchen
Sektkellerei zu Freyburg und starten
durch bis zum Steinernen Bilderbuch
bei Großjena. Das ca. 150m lange
Relief
zeigt seit etwa
300 Jahren Motive des Weinbaus und
der Jagd. Würde Max Klinger , ein
Maler und Bildhauer aus der Zeit um 1900 , noch leben , könnte er gnädig von
seinem hoch oben auf dem Klinger Weinberg stehendem
Museum auf uns herablinsen . Wir halten vor
Naumburg an der Mündung der Unstrut
in die Saale an und studieren die
Hochwassermarken an der Fährmannshütte . Danach ist die Unstrut besonders
unruhig und schaut alle paar Jahre neugierig über die Ufer
, oder die Saale lässt sie nicht in ihr Flussbett .
Die Saale nimmt uns gerne auf und
führt uns entlang der steilen
Weinberge bis zum Abzweig nach Naumburg
. Am Marientor verschwindet
Wolfgang für lange Zeit in einem
Hotel und kommt mit Patricia und froher Kunde .
„Patricia die Hilfreiche „
hat nach langen Telefonaten Bettchen für uns ergattert und zwar in einem sehr
guten Landgasthof direkt an der
Saale . Mit Blitz und Donner endet
der Tag wie er begonnen hat . Gute Nacht nach
67km Donnerstag , 25.08. Der Besuch der
Stadt beginnt am Marientor
, wo Wolfgang sich
nochmal bei seiner
Patricia bedankt . Den
Dom und alle anderen
Sehenswürdigkeiten können wir nur
von außen betrachten , noch geschlossen
. Nach einer Rundfahrt durch die Altstadt , über den
Marktplatz und vorbei am
Rathaus verlassen wir die
älteste deutsche Stadtgründung
Deutschlands . Umständlich , wie
Rentner halt so sind , tasten wir uns vorsichtig
runter an die Saale . Nach einigen km sind wir wieder an der
Mündung der Unstrut in die Saale ,
jedoch auf der Saale Seite . Bei Henne
überqueren wir die Saale und kämpfen uns hoch bis
Eulau . Dort geraten wir auf den
Gosecker Weg der sich als miserabler
Feldweg entpuppt. Die
Burg Goseck schaut
höhnisch auf uns herab . Sie weiß ,
dass es noch ca.100 Höhenmeter mit
20%zu ihr hinauf sind .
Wolfgang unterdrückt tapfer seinen
Groll und schiebt wie wir seine Karosse die letzten 300m mit 20% nach oben . Das
kleine Informationszentrum in der
Burg entschädigt uns für diese Mühen . Gut vorbereitet und gedopt mit Kaffee und Kuchen erreichen
wir kurz nach 12°° bei ca. 30°C die
Rekonstruktion des vor fast 7000
Jahren von Nachkommen der ersten Bauern Mitteldeutschlands errichteten
Sonnen -
Observatorium
. Es ist ein kreisförmiger Graben
-Durchmesser ca. 75m - welcher von
zwei ringförmigen Palisaden ,
jeweils ca. 3m hoch , umschlossen ist . Die Anlage mit verschiedenen
Visiereinrichtungen ermöglicht die systematische
Himmelsbeobachtung . Eine besondere
Akustik im Inneren der Anlage
hinterlässt einen bleibenden
Eindruck . In der Nähe buddeln Studenten nach weiteren archäologischen
Sensationen . Die Abfahrt über
Markröhlitz und Uichteritz bis
Weißenfels ist sehr angenehm . Die Stadtkirche
St.Marien
bedarf der Renovierung . Natürlich hat
Bach und Händel dem Adel auch hier vorgespielt. Nach weiteren 15km sind wir
in Bad Dürrenberg . Ein
Museumswärter preist Dürrenberg an
wie saure Milch . Schließlich hatte das Bad einst die mit bis zu
2km längsten Gradierwerke der
Welt . Durch einen
Skulpturengarten verlassen wir die
Stadt. Es ist noch recht warm . Auch später in
Merseburg ,
das uns mit seinem
gewaltigen Dom und dem
Schloß überrascht . Die
Besichtigung ist Pflicht! Die dicken
Mauern stecken voller Geschichte . Stichworte : Gründung in ottonisch -
frühromanischer Zeit , Heinrich I. ,
Otto der
Große , wichtiger
Pfalzort , Grundsteinlegung für den
Neubau des
Doms 1015 , usw.
Kaiser Heinrich II . hat das
abgenickt .Wir sind beeindruckt . Wolfgang ergattert telefonisch
2 Zimmer in
Halle . Die Fahrt dorthin verläuft
wegen Straßen -und Brückenbauarbeiten etwas chaotisch . Ausgerechnet Bauarbeiter
aus Cham verschandeln die Gegend . Die letzten 10km düsen wir entlang der B91
und kommen gerade noch rechtzeitig zum
Hotel am Stadtbad . In der Altstadt essen wir beim „ Tschechen „
Gänseklein an Böhmischen Knödeln .
6 Straßenbahnlinien singen uns in
den Schlaf - 76km Freitag , 26.08. Nach der Rundfahrt
durch das historische Halle - Dom ,
Marienkirche, großer , belebter Marktplatz , Stadtkirche, Händel , Moritzburg ,
alles in sehr gutem Zustand , radeln wir hoch zum modernen Hauptbahnhof . 11:22
ab Halle , 15:53 an Erlangen ,
frisch gewaschen 16:59! Das Team war gut - Wolfgang besorgte täglich die Betten -
Lidl Franz war immer bereit -Achim
sicherte konsequent nach hinten ab
- mir wurden Verhauer gnädig verziehen . Danke |