Von der Unstrut Quelle bis zur Mündung (Naumburg) und an der Saale weiter bis Halle

Die Tour ist kurzweilig weil immer irgendwo ein kulturelles Angebot lauert , die Landschaft abwechslungsreich ist und die Leute nett sind . Wir haben uns wohlgefühlt .                                                                                                                                               mehr Info

Streckenlänge:  ca. 340 km   -   Datum: Sonntag 21.08 bis Donnerstag 25. 08. 2011    -    Teilnehmer:  Achim, Bruno, Franz, Wolfgang

                                                                                                                                                          Quelle: "www.unstrutradweg.de"

Sonntag , 21.08.

Der Zug nach Schweinfurt - 09:01 ab Erlangen , ist überfüllt und unsere Räder haben gerade noch Platz . Die übrigen Reisenden schauen uns unbewegt an und lassen ihre Satteltaschen an den Rädern . Wir nehmen unsere Taschen ab  und können so noch mitreisen . So geht es weiter über Neudietendorf bis nach Mühlhausen an der Unstrut . Achim steht die ganze Zeit und liest den SPIEGEL einschließlich der Werbung , komplett. Umsteigen ist Hochleistungssport . Die letzte Bahn nach Silberhausen ist klein und  leer , also ein Genuß . Pünktlich um 14:42 verlassen wir den Zug und machen uns auf den Weg zur Unstrutquelle   (400m ) bei Kefferhausen in Thüringen  .  Sie erwartet uns tröpfelnd .

Wir haben ideales Radlwetter und das bleibt auch so für die ganze Tour . Nur die Temperaturen steigen von Tag zu Tag . Ab Mitte der Woche ist es warm bis 34°C - super.

Auf sehr schönem Geläuf radeln wir zurück über Silberhausen und haben Glück. In Horsmar , einem kleinen  Ort, feiern sie das Kirchenfest und uns wird von einer netten , betagten Dame in Tracht , die Kirche gezeigt . Sie ist stolz auf ihre Kirche . Das Innere ist sehenswert und erhaltenswert .  Ein Thüringer vom Grill und Kaffee mit Kuchen  richtet uns auf.

Bald sind wir in Mühlhausen ( 200m )   und finden ein Bettchen und was zum Essen  im „Ammerschen  Bahnhof“. Sehr gute  Unterkunft . Mühlhausen ist eine kleine aber feine mittelalterliche Stadt . Sie wird geprägt von Stadtmauerresten sowie von der gotischen Marienkirche 13./14. Jh. , in welcher Johann Sebastian Bach 1707 bis 1708 die Orgel verprügelte . Thomas Münster , der alte Raufbold wird hier geehrt . Matratzenhorchdienst   nach  ca .37km

Montag , 22.08.

Nach dem Start gönnt sich Franz einen  saftigen Achter in seinem Hinterrad . Das Speichenteam  Franz / Wolfgang zog  den Achter flugs wieder rauß . Auf schönem Radweg und durch fade Gegend geht es nach Bad Langensalza , einem sehr gepflegten Ort mit dem größten europäischen Glockenspiel , welches uns Punkt 12°° den Marsch zum Aufbruch schlägt .

Daher geht es weiter wellig über Großvarluga mit  seinem verkümmerten Wasserschloß , nach  Herbsleben .  Die St.Trinitaskirche soll im 8Jh. von einem Gehilfen des Hl. Bonifazius errichtet wollen sein . Das ist nicht mehr erkennbar . Aber in der Kirche wird an durstige Radler gedacht . 2 große volle  Wasserflaschen mit Gläsern stehen für uns bereit . Danke und Spende .

Wir verlassen für einige Zeit die Unstrut , beißen an der B84 bei Gebesee  - besonders hässlich - in etwas essbares und suchen in einem großen Rückhaltebecken bei Vehra nach Kranichen . Keiner da - böse ! Allerdings  würde ich da auch nicht hinfliegen . Das Becken existiert seit etwa 60zig Jahren und wurde vom Opa unserer Gesprächspartnerin mit erbaut . Die Kraniche kommen tatsächlich , aber erst kurz vor Winterbeginn , sagt sie .

Die Piste ist hier besonders holprig und so sind wir froh so gegen 18°° in Sömmerda einzulaufen . Vorbei am Dreysehaus - Erfinder des Zündnadelgewehrs - geht es wie üblich über Kopfsteinpflaster durchs Erfurter Tor . Die Zimmersuche führt uns ins Hotel „ Balkan“ und wir schmatzen bulgarisch bevor wir unser 4 Bett Zimmer beziehen ( Henry Hütten like ) grunz nach  80km

Dienstag , 23.08.

In Sömmerda ( 150m )  beginnt der zweite Abschnitt des „ Unstrut Radweges „ . Wir fahren Richtung Nordosten und werden bei Leubingen auf den „ Steinzeit – Radweg „ gelockt . So verpassen wir die Runneburg in Weißensee  , lernen dafür aber die     Steinrinne Bilzingsleben „  kennen.  Vor ca. 370.000 Jahren lebte hier auf der heutigen Hochebene homo erectus zwischen riesigen Elefanten , kräftigen Nashörnern und wilden Löwen in der mediteran - warmen Landschaft . Die gedrungenen kräftigen , aufrecht gehenden Menschen bauten sich  niedrige Iglus ,  bastelten sich Werkzeuge aus Knochen und Stein und kannten bereits die Feuertechnik . Die archäologische Grabungsfläche ist heute für Besucher zugänglich und so konnten wir die  Reste wir unsere tapferen Ahnen hautnah erleben . Während der Anfahrt auf dem  „ Steinzeit Radweg „ können wir eine Gruppe Milane bei einer Flugshow  beobachten . Die drei nehmen sich Diebesgut von den Bäumen - schlimm !

Nach kurzer , steiler  Abfahrt erhalten wir beim Bäcker in Kannawurf  gerade noch was zum Nagen und machen uns auf die Socken Richtung „ Thüringer Pforte „ . Diese will uns nicht durchlassen und schickt uns daher einen wirklich saftigen Wind entgegen .

Mein Fotoapparat lässt mich schamlos im Stich . Daher gibt es von diesem Tag auch keine Bilder . Ich hätte gern die Sachsenburg aber auch die Wasserburg von Heldrungen fotografiert . Auf wechselhaftem Geläuf , zum Teil einsam entlang der Unstrut  , geht es vorbei an Schönewerda bis zur „ Kupferhütte Bottendorf „  

Dort findet Wolfgang in dem riesen Bau eine Ferienwohnung -2 Zimmer -Wohnküche -Bad für 15.- € / Zinken . Oben im Sportheim werden wir gut verköstigt und unten in unserem Nest sehen wir den müden Kick Bayern gegen Zürich . Gute Nacht -  nach  68km

Mittwoch , 24.08.

Mit Blitz und Donner werden wir geweckt . Der Regenschutz ( bei Franz dem Packungskünstler - nur eine Satteltasche , besteht er aus Lidl Einkaufstüten )  konnte aber nach dem Frühstück beim Bäcker wieder ausgezogen werden . Die erste Überraschung kommt in Roßleben auf uns zu . Über die  Von -Witzleben – Straße“  radeln wir hinein in die großzügige Anlage der Klosterschule und treffen dort Herrn von Witzleben  , den Rektor der ältesten deutschen Schulstätte aus dem Jahre 1554 . Kein Witz ! Er zeigt uns seine Kirche, outet sich als ehemaliger Münchner Siemensianer mit dem Hinweis auf Feldafing und empfiehlt uns abschließend den Besuch des Klosterparks .  Alles sehr gediegen , ruhig und angenehm für die Schüler . Wolfgang ist darob verzückt !

Durch ein weites Tal gelangen wir zur Brücke über die Unstrut unterhalb der Burg Wendelstein  . Unser Bach hat sich zwischenzeitlich zum schmalen Fluß gemausert .  Es geht natürlich wieder hoch zur Burg und auf kurvigem Geläuf runter bis Memleben . Hier besuchen wir das Museum „ Kloster und Kaiserpfalz Memleben „ Eine Wucht ! Memleben ist der Sterbeort von König Heinrich dem I. (936 ) und Kaiser Otto dem Großen ( 973)  Die Kaiserpfalz spielte im 10.Jh. als häufiger Aufenthaltsort ottonischer Herrscher eine große Rolle. Das Benediktinerkloster entwickelte sich zu einer der führenden Reichsabteien

Als nächster Höhepunkt erwartet uns die Himmelsscheibe von Nebra . Bei Wangen kämpfen wir uns hoch . Dort beginnt der Himmelsscheibenradweg . Von etwa 100m müssen wir auf ca.250m . Das letzte Stück  ist recht steil , tut gut bei großer Hitze . Oben auf dem Mittelberg  sehen wir unter einer Glasscheibe den Fundort der Himmelsscheibe. Am 4.Juli 1999 wurde bei einer Raubgrabung die Scheibe entdeckt . Sie ist aus der Bronzezeit und  wurde etwa um 1600 v.Chr. aus poliertem Edelstahl gefertigt . Wir besteigen den Aussichtsturm - 179 Stufen - 30 m hoch -  10° geneigt  - und sehen das Harzmassiv mit dem Brocken . Der alte Kyffhäuser kifft vor sich hin .   

Während der Abfahrt meldet sich  Achims Schraube , sie ist wieder locker  . Die bekannte Schraube am  Hinterkopfrad (Entschuldigung) wird von Franz nun endlich mal richtig angezogen , auf Block ! Wir stehen direkt  vor der Arche Nebra , einem Informationszentrum . Hinter Nebra tauchen die ersten Weinberge auf .  

Der idyllische Radweg wird nun von der Unstrut und steilen Weinbergen flankiert . Wie bestellt taucht plötzlich eine Besenwirtschaft bei Dorndorf auf . Ein Kleinod . Franz ordert eine vorzügliche Bretteljause mit Wasser und einem überraschend guten Weissburgunder . Ein Höhepunkt des Tages . Wirt gut , Brotzeit gut , Wein bestens ! Temperatur hoch ! Besser geht es nicht . Achim strahlt !

Wir reißen uns los und düsen entlang der Weinberge durch Laucha , Weischütz , vorbei an der Mühle Zeddenbach . Wir düsen sogar vorbei an der Rotkäppchen Sektkellerei zu Freyburg und starten durch bis zum Steinernen Bilderbuch bei Großjena.  Das ca. 150m lange Relief  zeigt seit etwa 300 Jahren Motive des Weinbaus und der Jagd. Würde Max Klinger , ein Maler und Bildhauer aus der Zeit um 1900 , noch leben , könnte er gnädig von seinem hoch oben auf dem Klinger Weinberg stehendem Museum auf uns herablinsen .

Wir halten vor Naumburg an der Mündung der Unstrut in die Saale an und studieren die Hochwassermarken an der Fährmannshütte . Danach ist die Unstrut besonders unruhig und schaut alle paar Jahre neugierig über die Ufer  , oder die Saale lässt sie nicht in ihr Flussbett . 

Die Saale nimmt uns gerne auf und führt uns entlang der steilen Weinberge bis zum Abzweig nach Naumburg . Am Marientor verschwindet Wolfgang für lange Zeit in einem Hotel und kommt mit Patricia und froher Kunde .  „Patricia die Hilfreiche „ hat nach langen Telefonaten Bettchen für uns ergattert und zwar in einem sehr guten Landgasthof direkt an der Saale . Mit Blitz und Donner endet der Tag wie er begonnen hat . Gute Nacht nach 67km

Donnerstag , 25.08.

Der Besuch der Stadt beginnt am Marientor  , wo Wolfgang sich nochmal  bei seiner Patricia bedankt . Den Dom und alle anderen Sehenswürdigkeiten können wir nur von außen betrachten , noch geschlossen . Nach einer Rundfahrt durch die Altstadt , über den Marktplatz und vorbei am Rathaus verlassen wir die älteste deutsche Stadtgründung Deutschlands . Umständlich , wie Rentner halt so sind , tasten wir uns vorsichtig  runter an die Saale . Nach einigen km sind wir wieder an der Mündung der Unstrut in die Saale , jedoch auf der Saale Seite . Bei Henne überqueren wir die Saale und kämpfen uns hoch bis Eulau . Dort geraten wir auf den Gosecker Weg der sich als miserabler Feldweg entpuppt. Die Burg Goseck schaut höhnisch auf uns herab . Sie weiß , dass es noch ca.100 Höhenmeter mit 20%zu ihr hinauf sind . Wolfgang unterdrückt tapfer seinen Groll und schiebt wie wir seine Karosse die letzten 300m mit 20% nach oben . Das kleine Informationszentrum in der Burg entschädigt uns für diese Mühen .

Gut vorbereitet und gedopt mit Kaffee und Kuchen erreichen wir kurz nach 12°° bei ca. 30°C die Rekonstruktion des vor fast 7000 Jahren von Nachkommen der ersten Bauern Mitteldeutschlands errichteten Sonnen -  Observatorium . Es ist ein kreisförmiger Graben -Durchmesser ca. 75m - welcher von  zwei ringförmigen Palisaden , jeweils ca. 3m hoch , umschlossen ist . Die Anlage mit verschiedenen Visiereinrichtungen ermöglicht die systematische Himmelsbeobachtung . Eine besondere Akustik im Inneren der Anlage hinterlässt einen bleibenden  Eindruck . In der Nähe buddeln Studenten nach weiteren archäologischen Sensationen .

Die Abfahrt über Markröhlitz und Uichteritz bis Weißenfels ist sehr angenehm . Die Stadtkirche  St.Marien bedarf der Renovierung . Natürlich hat Bach und Händel dem Adel auch hier vorgespielt. Nach weiteren 15km sind wir in Bad Dürrenberg . Ein Museumswärter preist Dürrenberg   an wie saure Milch . Schließlich hatte das Bad einst die mit bis zu 2km längsten Gradierwerke der Welt . Durch einen Skulpturengarten verlassen wir die Stadt.

Es ist noch recht warm . Auch später in Merseburg ,  das uns mit seinem gewaltigen Dom und dem Schloß überrascht . Die Besichtigung ist Pflicht! Die dicken Mauern stecken voller Geschichte . Stichworte : Gründung in ottonisch - frühromanischer Zeit , Heinrich I. , Otto der Große , wichtiger Pfalzort , Grundsteinlegung für den Neubau des Doms 1015 , usw. Kaiser Heinrich II . hat das abgenickt .Wir sind beeindruckt .

Wolfgang ergattert telefonisch 2 Zimmer in Halle . Die Fahrt dorthin verläuft wegen Straßen -und Brückenbauarbeiten etwas chaotisch . Ausgerechnet Bauarbeiter aus Cham verschandeln die Gegend . Die letzten 10km düsen wir entlang der B91 und kommen gerade noch rechtzeitig zum Hotel am Stadtbad . In der Altstadt essen wir beim „ Tschechen „ Gänseklein an Böhmischen Knödeln . 6 Straßenbahnlinien singen uns in den Schlaf  -  76km

Freitag , 26.08.

Nach der Rundfahrt durch das historische Halle - Dom , Marienkirche, großer , belebter Marktplatz , Stadtkirche, Händel , Moritzburg , alles in sehr gutem Zustand , radeln wir hoch zum modernen Hauptbahnhof . 11:22 ab Halle , 15:53  an Erlangen , frisch gewaschen 16:59!

Das Team war gut - Wolfgang besorgte täglich die Betten - Lidl Franz war  immer bereit -Achim sicherte konsequent nach hinten ab  - mir wurden Verhauer gnädig verziehen . Danke , ich habe fertig – Bruno da Vinci

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