Radwandern an den Flüssen
Neckar
– Jagst – Main
....... 325 schöne anstrengende km - trotz 5 Tagen
Datum: 28. und 29.
August 2007
Teilnehmer: Bruno, Wolfgang
Montag ,17.08.09 - Wolfgang und ich treffen uns
am Bahnhof zu Erlangen und werden überrascht . Wir dürfen wegen der
Gleisbauarbeiten bereits ab 08:44Uhr das BY - Ticket benützen . Wir lösen
zugleich auch das BW Ticket und kommen so für zusammen 69.- € nach
Rottweil . ( 650m )
Nach 3 maligem
Umsteigen sind wir pünktlich um 14:47Uhr am Fuße der Stadt .Diese
empfängt uns bei strahlendem Sonnenschein . Vorher müssen wir aber erst
hochradeln . Es geht sehr lebhaft zu
da oben . Rottweil nennt sich
schönste
Stadt Neckarschwabens und sie
hält was sie verspricht . Wir besuchen das
Heilig Kreuz Münster
(13. - 16.Jh) , gotisch, bummeln
durch die belebte Fußgängerzone - auffällig sind die vielen buntverzierten Erker
und die Aufzüge unter den Zwerchgiebeln - sowie das
Rathaus mit dem Prunk seiner Wappenscheiben .
In Front einer
Metzgerei verzehren wir die erste
Leberkässemmel und beschließen uns auf den Weg zu machen . Wo wir schon mal
da sind fahren wir genussvoll falsch , aber ständig bergab zum Neckar in den Ort
Neckartal (560m) mit seinen
stillgelegten Mühlen ,
Wasserkraftanlagen usw. Der Neckar schlängelt sich malerisch durch eine enge ,
tiefe Schlucht aus welcher wir aber
wieder heraus müssen - sehr steil !
Die Ruine Bernburg schaut höhnisch
auf uns herab .
Über die Holzbrücke auf ( 650m )
fahren wir endlich auf dem Neckartal -
Radweg in einen Talkessel ,
welcher den Blick auf die Ruine
Neckarburg freigibt . Wolfgang schießt ein Foto in
Rolf Manier , d.h. er
verrenkt sich seitlich schräg und gleichzeitig nach hinten .
An weiteren
Raubritter Ruinen - wir sind schon
fast ruiniert - vorbei zieht es uns nach
Oberndorf auf das Gelände der Mauser
Waffenschmiede und vor das Tor von
Rheinmetall. Wir werden schroff abgwiesen und müssen daher über eine
seltsame Spirale hoch in das Zentrum von
Oberndorf . Muß eigentlich nicht sein ! .
Die Zimmersuche ist vergeblich ,
der Weg bislang gut angelegt und die Oberfläche meist geteert . Weiter geht es
in angenehmer Abendstimmung bis Sulz
(430 m ) zum
Gasthof zum Hecht . Es gibt kein
Zimmer aber einen Wolkenbruch . Wir
stehen im überfüllten Biergarten und erhalten vielerlei
Ratschläge für die Weiterfahrt .
Es ist ca. 19:11Uhr . Dem Rat
folgend schieben wir unsere Räder sehr steil hoch auf die
Schillerhöhe
(530m ). Der Fritz war nicht oben aber
wir haben eine lange Abfahrt durch den dämmerigen Wald vor uns und treffen am
Ende auf das Wasserschloß von
Glatt . Nach dem zweiten Anstieg
im Gegenhang finden wir doch glatt unser Quartier , rein gezwängt in den
Steilhang hoch über der Glatt . Wir übernachten in der
Sonnenhalde
( 25.- € / Zinken ) . Nach den
Matjesheringen beim Kaiserwirt fallen wir müde in die Koje .
52km
Dienstag , 18.08.09
- nach dem Frühstück
tanken wir auf Empfehlung unseres Gastgebers im Hof des Schlosses
das beste Wasser im ganzen
Nekggrrdal
. Wir radeln entlang der
Glatt von der Sonnenhalde zum Neckar
und weiter auf die Sommerhalde in
Horb . Die Strecke nach Horb ist kurz
, stimmungsvoll und nur leicht
wellig ,
das Tal noch eng . Zur
Altstadt hoch geht es nicht
ohne schieben . Durch ein schmales
, gewölbtes Tor gelangt man plötzlich auf
den mittelalterlichen Marktplatz vor dem
Rathaus (1765) . In der gotischen
Heilig Kreuz Kirche
( 1314) empfängt uns
die Horber Madonna
mit
Orgelspiel im Hintergrund . Kaffee
gibt es auf einer Terrasse hoch über dem Neckar .
Die nächsten 25km bis
Rottenburg verlaufen recht wellig durch Auwald
, immer am Fluß entlang , an
Burgruinen vorbei und dann mäßig hoch in die Stadt der
Erzherzogin Mechthild , welche hier
um 1450 regierte und dem Humanismus
die erste Heimstatt am Neckar gab. So,
so ! Natürlich ist auch diese Stadt voll mittelalterlicher Bauwerke . In
der Kathedrale St.Martin ( 15Jh. )
werden wir erneut mit Orgelmusik
empfangen . Wolfgang spitzt da seine Lauscherli . Nach Kinderschnitzel im
Brötchen verlassen wir das enge Neckartal und
radeln in das Tübinger Becken ( 350 m ).
Natürlich treibt uns die Neugier
hoch zur Wurmelinger Kappelle
(455m) . Diese Höhendifferenz muss man
wegen der enormen Steigung regelrecht erkämpfen . Die Sonne meint es gut mit uns
und spendet nur ca. 31° . Ein träger ,
grauhaariger Schafbock liegt auf halber Höhe im Baumschatten und schaut mich
milde lächelnd an .
Gegen 16:00 Uhr sind wir oben und
genießen die herrliche Aussicht auf
die Alp und in die Täler. Wolfgang murmelt verzückt Ludwig Uhlands Gedicht
Droben stehet die Kappelle. Man sieht
Tübingen , wie es sich mit Gewalt in
die umliegenden Hügel zwängt. Mein Gedicht , Drüben
stehen die Bonzenvillen , ist
nicht so bekannt aber realitätsnah . Die
Kapelle ist geschlossen , schade . Man sieht leider
keine Greifvögel am blauen Himmel und das bei so einer Thermik . Ein
Schwalbenschwanz taumelt über die
Blumen auf den Gräbern.
Wolfgang
ratscht mit einem einsamen Bauern und
wir folgen dessen Rat . Steil abwärts , ähnlich unserer berühmten
Kaiserstuhlabfahrt , geht es durch Weinberge und Obsthänge runter nach
Hirschau in das Gasthaus
zum Löwen . Meister Propper , so
nenne ich insgeheim den Wirt , gibt uns ein sehr gutes Zimmer zu 31.- € / Nase .
Direkt nach dem Duschen radeln
wir gegen 17:30Uhr die ca.6km nach
Tübingen in die
Altstadt . Wir treffen erneut auf lebendiges
Mittelalter . Die
flanierenden Menschen sind aber überwiegend junge Leute aus allen Nationen .
Tübinger „ Gondolieri „ staken
ihre Gäste in eigenartigen Boten auf dem Neckar .
Unser Besuch gilt zunächst dem
Schloss Hohentübingen (16.Jh.) , das uns mit seiner Weitläufigkeit
beeindruckt . Der Blick von der Plattform
ist Pflicht ! Der historische
Marktplatz mit dem
Renaissancerathaus und dessen um 1511 geschaffene
astronomischen Uhr
, sowie
die Altstadt insgesamt sind schon
sehenswert . Aus der
Stiftskirche , spätgotisch , muss
Wolfgang vertrieben werden . Der Küster will auch mal Feierabend machen . Keinen
der berühmten Besucher wie z.B. den Keppler Johann , die Burschen Mörike,
Uhland , Schelling ,
Hegel , Hölderlin , oder auch den Schickhardt Willi haben wir getroffen .
Sie haben wahrscheinlich in den Schenken einen Schoppen geschlotzt
. Böse !!
Zurück in Hirschau gibt es
Maultaschen Schweizer Art und für mich Weinschorle , groß - kalt -
sauer . Der Tag der Steigungen endet nach
60km
Mittwoch , 19.08.09
- Kurz nach 8:00Uhr sind wir bei
Superwetter auf der Piste . Das Neckartal wird langsam weiter . Wir fahren auf
dem Neckar - Damm aus Tübingen heraus und sehen so ziemlich alle
Hunderassen bei der Entsorgung . Wir sind nun endgültig auf der
indischen Springkrautpiste.
Das Tal ist nun
richtig weit . Die Hügel sind zurückgetreten und die Landwirtschaft macht sich
breit . Das Fahren auf dem sehr guten Radweg macht Spaß.
Wolfgang hat einen Narren an
Kirchenstellinsfurt
gefressen , ich weiß nicht so recht
warum . Es gibt immer mehr
Baggerseen
mit Naturschutzrechten . Ein Vogelkundler
zählt mir sämtliche Raritäten , welche
hier ansässig sein sollen , auf. Ich habe
keine gesehen. Schade .
Nach ca.36km laufen wir um
11:16Uhr in Nürtingen ein . Wir
schnüffeln dort ein wenig herum verduften uns in Richtung
Köningen zur berühmten
Brücke über den Neckar . Ein
beachtliches Bauwerk aus dem Mittelalter .
Bald sehen wir das Dach und etwas mehr vom
Hundertwasser Haus in
Plochingen . Nach Leberkäs im
Krustenbrötchen geht es weiter bis Esslingen . Es
ist nun schon sehr heiß !
( 62km )
Wir entscheiden uns die
Industrieregion mit der S-Bahn zu
überbrücken und fahren für
6,50 € / Zinken und Rad bis
Marbach . 14:18 Uhr
geht es ab nach Stuttgart Hbf ( tief ). So heißt das wirklich . Wolfgang
ist im Zug . Mir haut die Automatik die Tür vor der Nase zu . Öffnen von außen
unmöglich . Ich fahre mit der nächsten Bahn und wir treffen uns natürlich in
Stuttgart ( tief ) nach kurzer Trennung wieder . 15:30Uhr sind wir in Marbach/
Neckar.
Marbach
ist eine „ schillernde „ Stadt . Vorbei an
Schillers Geburtshaus - 1759 hat er
da erstmals gekräht - und vorbei am
Gasthaus Goldener Löwe , dem Geburtshaus seiner
Mutter, bummeln wir Richtung
Stadtkirche und Torturm zur Leberkäspause auf dem Marktplatz . Die Hitze hält
noch an .
An der
Murr entlang , sie mündet in Marbach
in den Neckar , fahren wir nach
Pleidelsheim.
Eine
Pleidesheimerin hat uns überzeugt bis
Besigheim durch zu halten . So radeln wir über ein , zwei Hügel ab
Kleiningersheim an extrem steilen
Weinbergen entlang .
Diese
Steilwandschleife
am gewundenen Neckar über Mundelsheim
, Hessigheim bis Besigheim
hinterlässt bei uns den bislang
größten Eindruck . Die Abendsonne strahlt
in die ca. 100 bis 150m hohen Wände
. Diese leuchten intensiv
gelblichgrün oder grüngelblich . Ein speziellesErlebnis !
Die Suche nach einem Zimmer in
Besigheim war auch ein Erlebnis . Am Ende wohnen wir bei Frau
Fischer für 25.- € , ohne Frühstück ,
natürlich im Gegenhang , hoch über dem Bahnhof .
93km
Duschen , runter über die
Enz und hoch in das
kleine aber feine Mittelalter
von
Besigheim . Wir bummeln etwas und finden Plätze im Freien
beim
Hirsch mit Blick auf die vielen
blumengeschmückten
Fenster der Fachwerkhäuser . Natürlich
gibt es Maultaschen . Unsere Nachbarn kommen aus Pleidelsheim und sind sehr
gesprächig . Die schmale Kirchstraße
ist eigentlich eine Gasse. Ein Lokal am anderen . Nahezu alle Plätze im Freien
vor den Gasthäusern sind belegt .
Besigheim
ist ein Kleinod - eigenlich mehr ein
Großod - der Geschichte . An drei
Seiten von Neckar und Enz umrahmt , liegt es malerisch auf einem
Bergrücken und versteckt seine
Gemütlichkeit hinter der Stadtmauer.
Für mich ist es der bisher schönste
Ort der Tour . Schon die Römer
haben sich hier wohlgefühlt . ( 90 –
260 )
Auf unserer kleinen Fischer
-Terrasse gibt es noch Wasser und Wein und dann eine tiefen Schlaf.
Donnerstag , 20.08.09 -
Wir radeln noch mal
hoch in die Altstadt , schauen über die Stadtmauer in die Tiefe und sehen nur
die Dächer von ALDI , Lidl , Netto usw. Schade.
Am Neckar entlang und vorbei an
Kirchheim , an dem Kühlturm des Kernkraftwerks
GKN
und an Laufen geht es weiter
bis Heilbronn.
Die Einfahrt ist eigentlich recht
angenehm.
In der Stadt ist viel Betrieb,
das Käthchenhaus steht am Rand des
Wochenmarktes mit Blick auf den schönsten
Rathausbau Deutschlands mit der
astronomischen Uhr , und in der gotischen
Kilianskirche spielt die Orgel , wahrscheinlich Wolfgang zu liebe . Unsere
Wegzehrung nehmen wir am Neckarufer im Schatten mächtigen Platanen ein . Ist
auch nötig , das Thermometer klettert gerade auf
37°. Es wurde der heißeste Tag des
Jahres 2009 .
Die Fahrt heraus aus Heilbronn
ist der Horror . Erst bei Neckarsulm
wird es wieder normal. Wir radeln zunächst bis
Wimpfen im Tal , besuchen die
Stiftskirche ohne die Trauung zu
stören , kämpfen uns hoch in
die Kopfsteingassen von Bad Wimpfen
. (46km- 14:30 Uhr )
Man fühlt sich gleich wieder um
Jahrhunderte zurückversetzt . Die Gassen verlaufen kreuz und quer , zum Teil so
steil , dass sie durch Treppen verbunden sind . Der alte
Löwenbrunnen vor dem Rathaus spendet
kaltes Wasser in welchem wir unsere Wasserflaschen kühlen aber auch
unsere Arme und Häupter.
Sehr angenehm !
Die folgende Strecke
am Neckar ist nach unserer
Kenntnis erneut dicht besiedelt . Wir sehnen uns nach
Natur und finden sie im Jagsttal .
In
Erinnerung an unsere Tour 2004 radeln
wir durch die Auen und Felder in das idyllische Wegstück von
Jagstfeld über
Neudenau bis Möckmühl . Unser
Wasservorrat ist aufgebraucht und wir hoffen auf ein vernünftiges Quartier . Im
Hotel Alte Stadtmühle finden wir fast
das selbe Zimmer wie 2004 für 33.- € / Socki .
Das hat gepasst ! 76km
Natürlich gehen wir zur Oma , (
80zig ) der Wirtin vom
Bären und genießen die
Maultaschen , überbacken mit etwas Käse.
Bei angenehmer Unterhaltung mit
drei mittelfränkischen Radlfans verbringen wir den Abend .
Freitag , 22.08.09 - nach einem kurzen
Bummel durch Möckmühl fahren
wir mit dem Zug nach Würzburg und
essen dort eine große Bratwurst an Krustenbrötchen . An der alten
Mainbrücke gönnen
wir uns einen langen Blick auf die
Marienburg und
das Käppele . Am Main entlang auf
der linken Seite ist der Radweg sehr
gut angelegt Man
fährt auf Asphalt und kann ständig den Main
anblinzeln . Die Weinberge grüßen und
begleiten uns bis
Sommerhausen . Besuch der kleinen Ortschaft mit dem
Torturmtheater ist Pflicht .
In
Frickenhausen , im Garten der
Weinstube Ehrbar gibt es noch ein
Weinschorle groß - kalt - sauer !
So gegen 15:30Uhr sind wir in
Kitzingen am Bahnhof und gegen 17:30Uhr in
Erlangen . Übrigens : Bahnfahren ist Hochleistungssport - runter /
rauf / ein / aus 43km
Fazit
: Wir haben eine knappe Woche sehr
intensiv eine schöne Ecke Deutschlands
erlebt . Wir haben unsere Räder noch nie
so oft geschoben , das lag aber an unserer Neugierde bzw. an unserer
Altgierde . Das Wetter hat
mitgespielt , die
Temperaturen waren
rekordverdächtig , niemand hat faul gespielt , alle waren recht nett .
Wolfgang ist ein zäher Knochen
und ein verlässlicher Partner !
Danke Dir Wolfgang !
Nach rund
325km waren wir wieder zu
Hause
, auch schön !!
Ich habe fertig – Bruno da Vinci |