Zu neunt machten
wir uns auf den Weg nach Muggendorf, um den Klassiker wieder einmal zu gehen. Am
Parkplatz auf der Höhe zwischen Muggendorf und Albertshof stellten wir unsere
Karossen ab und schnürten unsere Wanderstiefel.
Zuerst ging es ein kurzes Stück die Strasse zurück Richtung Muggendorf, dann
folgten wir leicht bergan gehend der Markierung zur Oswaldhöhle. Es war zwar
warm und sonnig, aber der Boden war feucht und durch das viele Laub war der Weg
ziemlich schwer begehbar. Diese Struktur verfolgte uns auch auf der ganzen
Strecke, so dass wir die Tritte immer vorsichtig setzen mussten. Aber das tat
der schönen Landschaft und unserer Freude an der schönen Gegend keinen Schaden
an.
Wir hatten schon Betriebstemperatur als wir die Oswaldhöhle
erreichten und bei der Durchquerung natürlich erst in die absolute Dunkelheit
schritten und dann langsam, mit eingezogenem Haupt den kleinen Lichtschimmer auf
der anderen Seite ansteuerten. Beim Nachzählen stellten wir fest, dass wir immer
noch neune waren und konnten nun über eine steile Treppe wieder die Höhe
erreichen. Auf schmalem Felspfad folgten wir nun der Beschilderung zum
Quackenschloß und Adlerstein. Dabei hatten wir noch einen gefährlichen Abstieg
aufgrund des feuchten Bodens und der glitischigen Wurzeln zu überwinden.
Der Weg in diesem herbstlich bunten Wald war wunderschön und
als wir zum Quackenschloß kamen, bestaunten wir diese einmalige Felsenformation.
Daß es natürlich hier auch eine geheimnisvolle Sage gibt war uns klar (siehe
unten).
Nachdem wir Schloß und einige auch die Spitze des Schlosses
erklommen hatten, schritten wir weiter zum Adlerstein. Dieser bietet eine
hervorragende Aussicht fast auf die gesamte ostfränkische Landschaft.
Dann aber trieb unds der Hunger nach Engelhardsberg, wo eine gute Gastwirtschaft
schon unserer harrte. Gulasch, Schnitzel, Palatschinken, Bier, Wasser, Kaffee:
also das volle Programm.
Danach machten wir uns gestärkt wieder auf den Weg. Die
zweite Hälfte der Wanderung führte uns als erstes zur Riesenburg, dieser
beeindruckenden Versturzhöhle oberhalb der Wiesent. Man kann sich mit ein
bisschen Phantasie schon vorstellen, dass hier eine Riesenfamilie gehaust haben
könnte.
Steil bergab kamen wir dann zur Wiesent und über eine Holzbrücke auf die andere
Seite. Dort ging es hinauf nach Doos, wo wir wieder das kleine Flüsschen
überquerten und in das Aufseßtal einbogen.
Die Gedanken der Kameraden hingen nun nur noch am
rechtzeitigen Erreichen der Kuchenmühle, dabei hatten wir doch erst in
Engelhardsberg unsere Kessel ordentlich gefüllt und konnten noch keinen
Dampfverlust haben. Dennoch mit scheinbar letzter Kraft schleppten wir uns in
die schöne Gastwirtschaft und bestellten sofort Kaffee und Kuchen, einige auch
ihr Bierchen.
Nun ging es
bergan nach Albertshof. Trotz vollem Magen liefen alle leichtfüßig – wie man uns
so kennt – wieder zum Parkplatz, wo unsere Autochen treu und brav auf uns
warteten.
Die Sage
vom Quackenschloß
Vor vielen
hundert Jahren war die Gegend noch dichter, schier endloser Urwald. Zu dieser
Zeit verfolgte ein Weidmann die Spur eines edlen Wildes. Immer tiefer drang er
in das unbekannte Dickicht ein, der Weg führte über nie geschaute Schluchten und
schwindelnd hohe Felszinnen. Die Spur des Wildes hatte der Jäger längst
verloren, als er nur noch verzweifelt versuchte, den Rückweg zu finden, durch
diesen Versuch aber bloß noch tiefer in die unbekannten Wälder hineinirrte.
Doch dann erkannte er durch das Blattwerk eine Lichtung.
Hoffnungsvoll schlug er sich zu ihr durch, und zu seinem größten Erstaunen stand
vor ihm eine mächtige, altersgraue Burg mit riesenhaftem Turm, steilen Giebeln
und weitausladendem Söller. Die Zugbrücke senkte sich plötzlich mit so lautem
Quietschen und Krachen nach unten, als sei sie seit endlosen Zeiten nicht mehr
geöffnet worden. Gnomenhafte Diener winkten den Jägersmann herein. Zunächst
zaudernd wagte er sich ins Innere. Durch dunkle Korridore führte man ihn in
einen hohen, prächtigen Saal. Die Wände waren von feinen, gold und silbern
schimmernden Mosaiken verziert, die Decke stützten filigrane Säulen. Am Ende des
Saales, hinter einem schweren Eichentisch, saß ein alter Mann, der sein Haupt
traurig auf die rechte Hand stützte. Es war der Burgherr. Er lud den Jäger
freundlich ein, sein Gast zu sein. Der Jäger konnte eine Rast und eine Speisung
gut gebrauchen und willigte ein. Sogleich wurden dem Mann erlesenste
Köstlichkeiten aufgetragen. Nach dem Mahl verbrachten der Burgherr und der Jäger
den Abend mit dunklem, köstlichen roten Wein. Der Saal war nur von einigen
Fackeln schwach illuminiert. Das Feuer knisterte im Ofen. Der Burgherr war wenig
redselig, aber von warmem, einnehmendem Wesen. Der Jägersmann fühlte sich sehr
wohl hier und hatte den anfänglichen Schauder vor dem dunklen Gemäuer ganz
vergessen. Spät am Abend wurde ihm das Nachtlager gerichtet. Er wurde in ein
behagliches Gemach von dezentem Luxus geführt. In einem herrlichen Himmelbett
verbrachte er eine sehr erholsame Nacht, die er sehr nötig hatte. So ging es
lange Zeit. Der Burgherr und der Jäger freundeten sich beinahe an, Tag für Tag
wurde dieser wie ein König bewirtet und er wurde eingeladen, so lange zu
bleiben, wie er nur wolle. Doch nach längerer Zeit begann der Jäger doch Heimweh
zu empfinden, zu seiner Liebsten, zu seinen Anverwandten, zu seiner wesentlich
weniger luxuriösen, aber doch ansehnlichen kleinen Burg.
Seinen festen Entschluss trug er dem einsamen Burgherrn vor.
Dieser erbebte und stöhnte auf: "O Unseliger, nur fünf Tage noch hättest du hier
verharren müssen, und mir wäre Erlösung zuteil geworden! Nun muß ich weitere
Jahrhunderte warten, bis eines Menschen Fuß dieses Schloß wird wieder betreten
können! Wird der mir Erlösung bringen?" Doch er ließ ihn mit traurigem, bitterem
Blick gewähren.
Der erschütterte Jäger wurde von den kleinen Zwergendienern
ins Freie begleitet. Draußen war es finsterste Nacht, und nachdem sich die
Zugbrücke geschlossen hatte, erfüllte schwerer Donner die Luft und gleisende
Blitze schossen vom Himmel. Als der Jäger sich umblickte, sah er hinter sich nur
ein schreckliches Felslabyrinth. Wo kurz zuvor noch das Burgtor war, gähnte eine
tiefe Höhle im Berg. So präsentiert sich das Quackenschloß noch heute und wartet
auf den rechten Erlöser zur rechten Zeit.
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